Wie werden technische Zeichnungen heute gelesen? Und wie soll dies in Zukunft geschehen? Diesen Fragen widmete sich unser Team im Rahmen einer internen Schulung zur ISO GPS, durchgeführt von einem Experten von Swissmechanic.
ISO GPS steht für Geometrische Produktspezifikation. Diese internationale Norm will sicherstellen, dass geometrische Anforderungen wie Form-, Lage- und Lauftoleranzen weltweit einheitlich beschrieben und verstanden werden. Ein ambitioniertes Ziel – gerade in einem Umfeld, in dem Präzision unabdingbar ist.


Schulung mit Aha-Effekt
Die Schulung war fachlich fundiert, der Ansatz überzeugend. Doch die Umsetzung im Arbeitsalltag bleibt anspruchsvoll. Ob Entwicklung, Konstruktion, Verkauf, Arbeitsvorbereitung, Produktion oder Qualitätssicherung – alle Bereiche sind gefordert, sich mit der neuen Art der Toleranzangabe auseinanderzusetzen. Ein Fazit aus der bisherigen Erfahrung: Weniger Rückfragen in der Theorie – mehr Fragezeichen in der Praxis.
Denn was auf dem Papier klar erscheinen mag, wird im Werkstattalltag schnell komplex. Viele Anforderungen sind mit klassischen Messmitteln kaum überprüfbar. Auch das Verständnis für die Zeichnung selbst erfordert teils erheblichen Aufwand.
Normen zwischen Anspruch und Alltag
Die Diskussion rund um ISO 8015 bewegt die Branche. Auf der Business-Plattform LinkedIn wird offen Kritik geäussert: Die neue Norm sei zwar gut gemeint, führe aber zu Mehrkosten, Bürokratie und Unsicherheit. Ein Nutzer formuliert es so:
«Früher reichte ISO 2768. Verständlich, effizient, praxistauglich. Heute müssen wir Zeichnungen erst minutenlang studieren – und können vieles gar nicht mehr messen.»
Ein anderer Kommentar hebt hingegen die gestiegenen Anforderungen an Präzision und die Vorteile einer klaren, weltweit verständlichen Spezifikation hervor. Die Wahrheit liegt wohl – wie so oft – dazwischen.
Unser Fazit
Die ISO GPS verfolgt ein sinnvolles Ziel: mehr Klarheit, weniger Interpretationsspielraum. In der Realität zeigt sich aber auch, dass die Umstellung herausfordernd ist. Für uns bedeutet dies dranbleiben, Fragen stellen und die Umsetzung kontinuierlich verbessern. Denn nur wer die Norm wirklich versteht, kann sie sinnvoll anwenden. Und mit dieser Schulung sind wir einen wichtigen Schritt in weitergekommen.